Montag, 2. Mai 2016

Croeso i Cymru - unser Roadtrip durch Wales

Seit meinem Schüleraustausch mit Exeter, Südengland, vor vielen Jahren bin ich fasziniert von Großbritannien. Glücklicherweise teilt der Ehemann diese Faszination. Viele Ecken dieser schönen Insel haben wir schon bereist, an anderer Stelle werde ich über unsere Roadtrips durch Schottland und Cornwall berichten. Im August 2015 sollte es Wales sein - wegen der tollen Landschaft, dem afternoon tea, und Pferde, Schlösser und Burgen sowie Strand sollte für die Töchter auch drin sein. Für alle, die schon immer mal nach Wales fahren wollten - wartet nicht länger! Wales hat unglaublich viel zu bieten. Macht euch ein selbst ein Bild davon - mit meinem kleinen Reisebericht.

Ankommen und rumkommen
Immer wieder lese ich in Reiseforen Dikussionen darüber, was besser ist: lange Autofahrt inkl. Fähre oder Flug und Mietwagen?  Am Ende muss das jede(r) für sich selbst entscheiden, unsere Töchter waren zum Reisezeitpunkt 5 und 9 Jahre alt, da kann man schon mal länger Auto fahren. Wir haben uns dennoch für die Variante Flug + Mietwagen entschieden, ich sag euch auch warum: In Großbritannien herrscht Linksverkehr. Während meines einährigen Aufenthalts in einer mittelgroßen Stadt in Yorkshire vor mittlerwile 15 Jahren fuhr ich oft mit einer Freundin in ihrem deutschen Auto umher - und musste feststellen, dass man im Straßenverkehr und vor allem beim Abbiegen und beim Überholen deutlich benachteiligt ist, wenn man das Steuer auf der linken Seite hat, man sieht einfach viel schlechter. Außerdem fand ich es verwirrend, auf der anderen Straßenseite zu fahren. Nimmt man sich einen britschen Mietwagen mit dem Steuer auf der rechten Seite, greift man zwar die ersten Stunden beim schalten in die Fahrertür, gewöhnt sich aber viel schneller an den Linksverker. Daher mein Tipp: Flug + gebuchter Mietwagen.
Die Kindersitze haben wir mitgenommen, die wurden von easyjet kostenlos befördert. Auf ein Navigationssystem haben wir aus Kostengründen verzichtet, wir sind ganz oldschool nach Landkarte gefahren. 2005 hatte ich mir eine große road map gekauft, die uns bisher auf allen unseren Großbritannienreisen wunderbar ans Ziel geführt hat. Na gut, bis auf eine kleine Ausnahme in Südengland, aber dazu mehr an anderer Stelle... Und in Städten wie Liverpool, in denen man auf der Suche nach einem Hotel oder dem gewünschten Superstore ist, hilft die Landkarte nicht wirklich weiter - da waren wir dann doch dankbar für mobile Daten und ein Smartphone.

Wir sind von Berlin nach Bristol geflogen und haben dort im Terminal dirket unseren gebuchten Mietwagen abgeholt - wieder mal waren wir enttäuscht über die Größe des Kofferraums. Merke: Wer mit zwei Kindern und entsprechend Gepäck (obwohl wir nur 2 große Reisetaschen und 4 Tagesrucksäcke dabei hatten) reist, sollte bezüglich der Größe des Mietwagens bzw. des Kofferraums desselben nicht geizig sein. In unserem Fall brauchten wir ja auch noch Platz für die Lebensmittel zur Selbstverpflegung... Nach kurzer Tüftelei war  jedoch alles Gepäck verstaut, die Kinder hatten auch noch genügend Platz ;-) und los gings Richtung Hotel.


ankommen und unterkommen
Für die erste Nacht wollten wir uns weder selbst verpflegen noch weit fahren, daher haben wir uns im Two Rivers Inn in Chepstow  bewirten lassen und sind in frischbezogene Betten geschlüpft.

Wir haben bisher auf jeder unserer Großbritannienreisen in Jugendherbergen übernachtet - am Anfang ohne Kinder noch getrennt in Schlafsälen, seitdem die Töchter mit unterwegs sind bevorzugen wir die family rooms, teilweise sogar mit eigenem Bad. Hier haben wir meist ein großes Zimmer ganz für uns allein. Abends können wir in der Lounge entspannen und mit anderen Reisenden ins Gespräch kommen. Die Atmosphäre in solch kleineren Jugendherbergen ist sehr familiär, die wardens (Herbergsvater bzw. -mutter) sind sehr freundlich und stammen in der Regel aus der Gegend, daher haben sie auch die besten Tipps für Ausflüge und Unternehmungen auf Lager. In einigen Herbergen (so auch hier) kann man sogar Mahlzeiten buchen (Frühstück, Lunchpaket, Dinner) - wir mögen es aber gern, uns selbst zu verpflegen, das hält uns zeitlich und die Kinder kulinarisch flexibel.
Unsere Töchter waren auch begeistert von der Unterkunft, denn wir haben bisher in jeder Herberge andere Familien getroffen -  diesmal haben wir tolle Menschen aus London, Bristol und aus den Niederlanden kennengelernt. Die Töchter haben  mit den anderen Kindern auf dem weitläufigen Gelände rumgetobt und Fußball gespielt, bei schlechten Wetter (ja, es hat natürlich auch geregnet - aber die sieben Arten britischen Regens erläutere ich an anderer Stelle :-) ) haben sie in der Lounge Schach oder UNO gespielt, das funktioniert auch mit rudimentären Sprachkenntnissen. 

Die Aussicht vom Garten unserer ersten Jugendherberge in den Brecon Beacons.

Zufriedene Kinder in unserem Dachgeschosszimmer.

Unsere Erlebnisse in den Brecon Beacons folgen im nächsten Post...


Freitag, 29. April 2016

Brecon Beacons Nationalpark - von Wasserfällen und Bergen


Teil 1: Brecon Beacons Nationalpark

Am nächsten Morgen haben wir auf dem Weg in den Brecon Beacons Nationalpark einen Zwischenstopp bei der Tintern Abbey eingelegt. Diese zisterziensiche Abtei beeindruckte mit ihren uralten Mauern und war auch für die Kinder spannend -sei es, weil sie die Geschichten rund um die Mönche so spannend fanden, oder weil sie in den alten Gemäuern relativ frei rumrennen und Verstecken spielen konnten.

Tintern Abbey - and great british weather!



Waterfall country
Seid ihr schon mal hinter einem Wasserfall langgewandert? Wir bisher auch nicht - das war aber die erste Empfehlung unseres Herbergsvaters Martin auf die Frage was wir denn hier in der Gegend so unbedingt sehen bzw. unternehmen sollten. "Brecons Beacons is the bit of Wales known as ‘Waterfall Country'!" Martin hatte auch sofort eine Wanderkarte zur Hand und bot uns an, kostenlos Gummistiefel auszuleihen - unsere haben nämlich nicht mehr in die Reisetasche gepasst, waren nach dem gestrigen Regennachmittag aber durchaus angebracht. Schnell noch die Lunchpakete gepackt (nachdem unser Budget während unserer Südenglandreise 2012 durch ständiges Auswärtsessen stark überzogen wurde, haben wir uns diesmal entschieden, mehrheitlich mit selbstgeschmierten Broten loszuziehen) und los gings durch die beeindruckenden Berge des Brecon Beacon Nationalparks zum Parkplatz Cwm Porth, der perfekte Ausgangspunkt für eine Wandertour durch Waterfall Country.

Von dort wanderten bzw. stapften und schlitterten wir über Stock und Stein bergauf und bergab , bis wir zum ersten Wasserfall kamen: Sgwd Clun Gwyn (ja, walisisch ist eine tolle Sprache).


Die Gummistiefel waren Gold wert.

Sgwd Clun Gwyn - der erste von 3 Wasserfällen auf unserer Tour.
50 shades of green im Nationalpark Brecon Beacons.



Nach kurzer Pause mit Picknick beschlossen wir, die zwei kleineren Wasserfälle auf der Route auszulassen und stattdessen direkt die 167 Stufen zum Highlight der Wanderung hinabzusteigen: Sgwd yr Eira (übersetzt soviel wie "Schneefall"). Gut, dass wir neben den Gummistiefeln auch noch Regenjacken dabei hatten (in Großbritannien weiß man ja nie), denn der Weg hinter dem tosenden Wasserfall war nicht andeutungsweise so trocken wie uns von Martin und auch anderen Reisenden versichert worden war. Das Erlebnis, hinter diesen donnernden Wassermassen zu stehen, war trotzdem sämtliche nassen Kleidungsstücke wert. Beeindruckt und mehr oder weniger klatschnass krabbelten wir auf der anderen Seite wieder hinaus.

from behind Sgwd yr Eira



Der Rückweg zum Parkplatz Cwm Porth führte uns durch grüne Gegenden, vorbei an Bauernhöfen und lieblich aussehenden Cottages - ein rundum gelungener Tag.




Erkenntnis des Tages: Es gibt auch sonnige Tage in Wales :-). Und Wasserfälle sind toll.


Pen-y-Fan
Nachdem wir gestern Stufen hinab gestiegen sind um nass zu werden, wollten wir heute hoch hinaus. Wieder kam der Tipp von unserem Herbergsvater Martin - der Aufstieg auf den Pen-y-Fan, Wales' zweithöchsten Berg. Auf die Frage, wie lange der Ausflug dauern würde und ob dies mit unseren Kindern, damals 9 und 5 Jahre alt machbar sei, kam ein klares JA, Dauer ca. 2 h.
Zügig erklommen wir die Anhöhe in der Annahme, dass es nicht so weit sein könnte, da der Ausflug ja insgesamt nur 2 h dauern sollte. Doch nach dem ersten Gipfel stellte sich heraus, dass der Weg durch ein weiteres Tal führte und Martin mit seiner Zeitangabe wohl eher den Aufstieg, nicht den gesamten Rundwanderweg gemeint hatte. Dafür ein weiteres Highlight: Stepstones, die wir tatsächlich trockenen Fußes überquert haben! Kurz vor dem Gipfel wurden die letzten Meter schwierig, da der Weg plötzlich sehr steil wurde und auch etwas schmaler - dennoch haben es selbst die Kinder gemeistert - und der Ausblick (bei strahlendem Sonnenschein übrigens) ließ uns den langen Aufstieg blitzschnell vergessen.

Stepstones auf dem Weg nach oben


Was für eine Aussicht. Und was für tolles Wetter. Again!


Geschafft!
Wir hatten so klare Sicht, dass man bis zum Bristol Channel sehen konnte. Zur Stärkung gab's ein Picknick und überraschend ein Wiedersehen mit Familie Stevens aus Bristol, welche wir in der Jugenherberge kennengelernt haben - da war der eigentlich sehr viel längere Abstieg (weil Rundwanderweg)  viel kurzweiliger.


Coed Taf Fawrr

Tag 3 in Wales und Sonnenschein. Nach zwei so schönen aber auch anstrengenden Ausflügen verlangten die Kinder nach Entspannung, Spiel und Spaß. Auch das hat Wales zu bieten: Im  Garwnant Visitor Centre gab es nicht nur einen nagelneuen Spielplatz für Kinder aller Altersklassen, sondern auch ein Café, eine picknick area (ja, wir hatten wieder selbstgeschmierte Lunchpakete dabei) und rundherum mehrere kleine easy walks, die weder besonders lang noch besonders steil ansteigend oder uneben und holprig waren. Genau das Richtige für einen faulen Tag in der Natur :-) ! Wir haben uns zunächste für einen animal puzzle trail entschieden, auf diesem Weg sollten die Kinder Tiere suchen, die aus Holz geschnitzt am Wegesrand versteckt waren. Da solche Aufgaben ja gern mit stürmischem Drang nach vorn in Nullkommanichts erledigt sind, haben wir (der Mann und ich) uns nach einer kurzen Picknickpause für einen weiteren Rundwanderweg entschieden. Der war auch nicht anstrengend, bt allerdings auch keine Such- und Rennanreize mehr. der Weg war landschaftlich sehr schön, ringsum sanfte Hügel, rundrum blühten Sträucher, darüber strahlender Sonnenschein. Aber laaaangweilig... sagten die Kinder. Highlight war dann noch ein Riesenhochsitz und ein kleiner bach, der überquert werden musste. Die Aussicht auf eine große Kugel walisisches Eis bei Ankunft am Picknickplatz trieb die Töhter dann doch zügig zurück.
Der Mann und ich haben diesen Tag sehr genossen, ein gemütlicher Spaziergang bei Sonnenschein in der Natur war für uns total entspannend. Und allen kann man es sowieso selten recht machen.